Von SERO lernen heißt siegen lernen

Foto einer SERO-Annahmestelle in Weimar, zugehörig zum Kombinat Erfurt aus dem Fundus von Frank Schweizer, Vater des Kandidaten Jakob Schweizer.

Pressemitteilung vom 20. September 2021 von Dr. Jakob Schweizer

Trotz wachsenden Bewusstseins für die Umweltproblematik durch Müll – Stichwort Ocean Plastics – steigt das Aufkommen von Verpackungsmüll in Deutschland, insbesondere von Kunststoffverpackungen (Angaben in pro Kopf und Jahr: 2018: 21,7 kg, 2020: 39,0; Quelle: Umweltbundesamt), der Mehrweganteil dagegen sinkt immer weiter. Das Wahlprogramm von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für die Bundestagswahl sieht eine Zero-Waste-Strategie (Null-Müll-Strategie) vor. Hierzu muss ein ganzheitliches Konzept der Kreislaufwirtschaft bei Design, Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Produkten entwickelt werden, dabei sollen insbesondere die Hersteller in die Pflicht, aber auch ins Boot geholt werden. Das Prinzip des Mehrwegs sollte auch stärker Berücksichtigung finden bei Transport, Online-Handel, Einkauf und Lebensmittelverpackungen. Als konkrete Maßnahme schlagen die Grünen z.B. vor, dass alle Flaschen von jedem Pfandautomaten akzeptiert und Coffe-To-go nur noch im Mehrwegbecher abgegeben werden sollte. Ökologisch vorteilhaften Mehrwegprodukten soll Vorrang eingeräumt werden, indem das Verpackungsgesetz zu einem Wertstoffgesetz umgewandelt wird, Müllvermeidung und hochwertiges Recycling gefördert. Ein stärkeres Mehrwegsystem und effizientes Recycling bieten auch spannende Möglichkeiten für mittelständische Unternehmen und Kleinstfirmen. Kreislaufwirtschaft wird das neue Normal. Soweit das Wahlprogramm der Grünen.

„Neu ist das eigentlich nicht“, sagt Dr. Jakob Schweizer, und meint weiter: „Eine effiziente Kreislaufwirtschaft war schon mal normal, nämlich in der DDR.“ Jakob Schweizer ist selbst Mitglied von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Jetzt kandidiert Jakob Schweizer für die Grünen als Direktkandidat für den Bundestag im Wahlkreis Anhalt. Er empfiehlt, bei der Entwicklung des Mehrweg- und Recyclingsystems auch einen Blick in die Vergangenheit zu wagen. Zu DDR-Zeiten war Mehrweg die Regel und nicht die Ausnahme, denn selbst wenn Glas-Recycling besser ist als Wegwerfen, benötigt das Einschmelzen kostbare Energie. Vor 1990 wurden im Osten selbst die Gläser von Marmeladen und Essiggurken wiederbefüllt, und das findet Jakob Schweizer eigentlich gar nicht so schlecht. Eine Ausweitung des Mehrwegssystems über Getränke hinaus wäre ein großer Schritt in Richtung Zero Waste. Schweizer meint aber auch, dass man mit den naheliegenden Dingen anfangen sollte. Ein erster Schritt wäre die Ausweitung des Pfands für Getränke in Einwegbehältern. Bisher gilt der Einwegpfand nur auf bestimmten Getränke wie Mineralwasser, Limonaden und Bier, ausgenommen sind aber zum Beispiel Fruchtsäfte, Milch, Wein und Spiritousen, was nicht wirklich logisch ist. Jakob Schweizer ist realistisch genug, um zu wissen, dass man nicht alle Verpackungen durch Mehrwegbehälter ersetzen kann. Für nicht wiederbefüllbare Verpackungen braucht es daher ein effizientes und einfaches Recycling-System. Auch hier empfiehlt Jakob Schweizer den Blick in auf die guten Seiten der DDR. Zu DDR-Zeiten gab es ein gut etabliertes Recycling-System, bekannt als SERO (Sekundärrohstoffe). Das staatliche System zur Sammlung von Sekundärrohstoffen war zwar planwirtschaftlich gelenkt, der Erfolg basierte aber nicht auf der Planwirtschaft, sondern auf einem kommerziellen Prinzip, da für die gesammelten Verpackungen und Abfall gute Preise in Ostmark gezahlt werden konnten. Von diesem System profitierten etwa 11.000 Menschen, die in der Recyclingwirtschaft tätig waren. Es gab ungefähr 4500 private (!) Gewerbetreibende, somit war das Recycling vermutlich einer der größten privatwirtschaftlichen Sektoren in der DDR. Durch SERO wurde ein großer Anteil des recyclingfähigen Materials tatsächlich wiederverwertet, im Gegensatz zur heutigen Gelben Tonne, von der ca. immer noch eine Hälfte in der Müllverbrennung lander. Daher könnte SERO auch Vorbild für heute dienen. Mit dem SERO-Recycling-System der DDR ist Schweizer familiär verbunden: „Mein Vater hat in den 90er Jahre im Umweltministerium in Thüringen gearbeitet und versucht, das SERO-System zu retten. In meinen Sommerferien habe ich mit meinem Vater häufiger SERO-Betriebe besucht, die sich gerade im Niedergang befanden. Obwohl selber noch recht jung, merkte ich, dass hier ein extrem effizientes System der Kreislaufwirtschaft kaputt gemacht wurde.“, erzählt Schweizer. Die Gesellschaft könnte viel von der Kreislaufwirtschaft profitieren. Eine umfassende Kreislauftwirtschaft wie in der DDR und erweitert mit modernen Prinzipien und Technologien wird es aber nur mit den Grünen geben, ist Schweizer überzeugt. „Von SeRo lernen heißt siegen lernen, nachhaltig siegen lernen.“ sagt Jakob Schweizer mit einem Augenzwinkern.


Literatur

Wahlprogramm der Grünen: https://www.gruene.de/artikel/wahlprogramm-zur-bundestagswahl-2021

Statistik zum Verpackungsmüll auf Statista: https://de.statista.com/infografik/19987/verpackungsverbrauch-in-deutschland/

Geschichte zu SERO: https://oxiblog.de/hamse-nich-noch-altpapier-ddr-sero-recycling-rohstoffe/

Artikel im Spiegel von 1990: https://www.spiegel.de/politik/ende-fuer-emmy-a-2e97f5e3-0002-0001-0000-000013499307?context=issue

SERO auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/SERO